Ordnungsamt und Feuerwehr machen Kontrollfahrt

24.09.2018

Wer die 112 anruft ist in diesem Fall auf möglichst schnelle Hilfe angewiesen. Aber was ist, wenn es  auf dem Weg  zur Einsatzstelle für die Feuerwehr oder den Rettungsdienst kein oder nur schweres Durchkommen gibt, weil parkende Autos den Weg blockieren. Da werden Minuten endlos lange und es vergeht wertvolle Zeit. Jeder will schnelle Hilfe, aber nicht jeder macht sich im Alltag nicht bewusst, dass sein Auto zum Hindernis in Notsituationen werden könnte. „Ich hab ja nur mal kurz hier geparkt, oder ich bin gleich wieder weg“, sind Argumente, die im speziellen Fall auch nicht weiterhelfen. Deshalb startet das Ordnungsamt, in Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr jetzt eine Kontrollfahrt in den Ortsteilen Bieber, Wirtheim und Kassel, um die Verkehrssituation unter die Lupe zu nehmen.

„Ein Grund die Kontrollfahrt zur Überprüfung des ruhenden Verkehrs durchzuführen sind regelmäßige Beschwerden Biebergemünder Bürger, die wegen der Verkehrssituation und der Parkplatzproblematik besonders in engen Straßen bei uns anrufen“, erklärte Ordnungsamtsleiterin Jutta Hummel. Grund genug einmal mit einem großen Feuerwehrauto die Straßen abzufahren um zu kontrollieren, ob im Notfall die Durchfahrt gewährleistet ist.

So startete das Projekt an einem ganz gewöhnlichen Werktag im Bieberer Feuerwehrstützpunkt. Jutta Hummel, Nicole Schleevoigt von der Ordnungspolizeibehörde, der Sachbearbeiter der Gemeinde im Brand- und Katastrophenschutz Volker Bohlender, und der Stellvertretende Gemeindebrandinspektor Thomas Petrausch klettern in das LF 16, das größte Löschfahrzeug im Bieberer Fuhrpark.

Um 18:00 Uhr wirft Fahrer Reinhard Freund den Motor an und los geht die Tour. Von der Biebertalstraße fahrt das schwere Fahrzeug Richtung Büchelbach. In der Orberstraße der erste Zwangstop. Mehrere PKW`s Parken links auf dem Bürgersteig, nach rechts gibt es keine Ausweichmöglichkeit, der tiefe Graben des Bachbetts rückt bedenklich nahe. Nur mit Mühe und äußerster Vorsicht gelingt es Freund das Fahrzeug an dem Hindernis vorbeizubugsieren. Den Anwohnern entgeht die Aktion nicht. Auch der betreffende Fahrzeughalter ist schnell zur Stelle. Er hat geschäftlich hier zu tun und nicht weiter nachgedacht, als er sein Auto hier abstellte und zeigt bei der Aufklärung Einsicht. „Aus dieser Sicht habe ich das noch gar nicht gesehen und ich werde das nächste Mal mein Auto im Hof abstellen“, erklärt er. Für Jutta Hummel ist hier schon einmal das Ziel der Aktion erreicht. „Wir wollen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger durch Biebergemünd fahren, sondern die Leute sensibilisieren und ihnen ins Bewusstsein rufen, dass es wichtig ist die Straßen frei zu halten!“

Weiter geht es, eng wird es im alten Ortskern, die Mühlstraße ist nur im Schritttempo zu bewältigen. An etlichen abgestellten Fahrzeugen vorbei ist dann in Höhe des Sportplatzes Schluss. Hier gibt es kein Vorbeikommen mehr an einem kleinen PKW. Der Besitzer zeigt auch in diesem Fall schnell Einsicht und fährt sein Auto weg. Im Breitenacker folgt die nächste Rangieraktion. Auch hier wird heftig mit den Anwohnern diskutiert. „Wo sollen wir denn hin“, hier ist es überall sehr eng“, die Frage an die Behörde? Das ist auch den Mitarbeiterinnen bewusst, dass die Anlieger oft kaum Möglichkeiten haben ihr Fahrzeug ordnungsgemäß abzustellen, dennoch soll auch hier sensibilisiert werden.

Nach einer Stunde Ortswechsel. Die Fahrt geht mit dem neuen Löschfahrzeug der Wehr Nord nach Neu Neuwirtheim. In der Bresslauer Straße heißt es heftig rangieren und in Stettiner Straße ist kein durchkommen mehr. Am rechten Fahrbahnrand parkt ein PKW. Nicole Schleevoigt misst mit dem Metermaß die restliche Fahrbahnbreite. 2,40 Meter. Viel zu schmal, für das große Feuerwehrfahrzeug. Auch ein Rettungswagen hätte hier größte Mühe durchzukommen. Auch hier gehen die Fenster auf und Köpfe strecken sich neugierig durch die Öffnung, es wird heftig diskutiert. Die Betroffenen zeigen im Grunde Einsicht. Aber auch hier die Frage,“ wo sollen wir denn mit den Autos hin. Selbst in benachbarten Straßen zeigt sich doch das gleiche Problem!“ Im alten Ortskern von Wirtheim und in Kassel zeigen sich ähnliche Situationen. Selbst in Neubaugebieten ist sind die Straßen zu eng und Abstellplätze Mangelware. Laternenparker sind an der Tagesordnung. Zuletzt wird das Wochenendgebiet im Kasselgrund inspiziert. Neben schlechten und engen Wegen sorgen hier hohe Zäune und ausufernde Heckenbepflanzung für Kritikpunkte. „Im Ernstfall kämen wir hier zwar rein, kämen aber wegen der Situation nicht mehr an unsere Gerätschaften heran“ stellt der Stellvertretende Gemeindebrandinspektor fest.

Nach zweieinhalb Stunden war die Tour beendet. „Wir haben einige kritische Stellen ausgemacht und es gab auch interessierte Bürger die relativ schnell geschaut haben was hier los ist“, erklärte Jutta Hummel. Auch die Ordnungspolizistin zog ein positives Fazit der Aktion. „Es war sehr aufschlussreich und unser Appell an die Bürger ist verantwortungsvoll zu parken!“ So muss eine Durchfahrtsbreite von 3 Meter gewährleistet sein und ein Abstand von 5 Meter zu Kreuzungen. Auch sei es äußerst kritisch in Kurven zu parken.

Erschienen in der GNZ am 21.09.2018
 

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