Das Leben kommt zum Erliegen, die Einsatzbereitschaft bleibt

23.03.2020

„Was wäre, wenn  diese Löschfahrzeuge im Notfall nicht mehr besetzt werden könnten, diese Frage haben wir uns bei den Freiwilligen Feuerwehren in Biebergemünd schon relativ früh gestellt“, erklärte Gemeindebrandinspektor Hartmut Freund. Auch im Bieberer Feuerwehrstützpunkt, wo an Unterrichts- und Übungsabenden oder bei diversen Reinigungs- und Inspektionsarbeiten reger Betreib herrscht, zeigt sich nun gähnende Leere. „Generell sind die Feuerwehren eine kritische Infrastruktur, deren Betrieb mit allen erdenklichen Maßnahmen aufrecht erhalten werden muss“, so Freund weiter. Dabei müsse man jedoch bedenken, dass sie im Grunde nicht die Sache mit Corona zu verfolgen hätten, sondern für die öffentliche Sicherheit und Ordnung da seien.
Um die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten hätten sich die Führungen der Biebergemünder Feuerwehren schon im Vorfeld  Gedanken gemacht. „Ein Hauptthema war die große Anzahl von Feuerwehrleuten in einem Unterrichtsraum, das bringt eine vermehrte Gefahr der Ansteckung mit sich. Man stelle sich vor, 30 bis 40 Leute im Unterrichtsraum, wie  es zum Beispiel jeden Montag im Stützpunkt Bieber der Fall ist, und bei nur einem kommt der Verdacht einer Coronainfizierung auf, da gehen alle anderen 30 bis 40 in Quarantäne. Dadurch fehlen allein schon in Bieber zwei Drittel der Einsatzkräfte“, resümiert Freund. Eine weitere Rolle spiele, dass die Freiwilligen Feuerwehren eine andere Struktur als Berufsfeuerwehren hätten. Die Freiwilligen hätten keine gleichmäßige Ausbildung, es gäbe junge mit weniger Erfahrung neben alten Hasen. So sei nicht nur die Anzahl der Verfügbaren Leute, sondern auch deren Qualifikation maßgebend.
„Aus diesen Gründen hat sich die Wehrführung in Biebergemünd Gedanken gemacht und folgendes festgelegt“, erklärte der Gemeindebrandinspektor weiter. Bei den Jugendfeuerwehren werden analog der Schulen alle Aktivitäten erst einmal bis Ende der Osterferien eingestellt. Bei den Einsatzabteilungen fallen vorerst alle Übungs- und Ausbildungsabende bis 31. März aus. Diese Maßnahme kann jederzeit verlängert werden. Da Fahrzeuge und Geräte einsatzfähig gehalten werden müssen, wurde festgelegt, dass dringende Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten mit bis zu fünf Personen, unter Einhaltung der Hygienevorschriften durchgeführt werden können. Des Weiteren wurde auch die Kleiderkammer für die Biebergemünder Feuerwehren, die im Stützpunkt Bieber angesiedelt ist, bis Ende März geschlossen.
Alle Wehrführungen wurden aufgefordert mit ihren aktiven Feuerwehrmitgliedern zu sprechen und Rückmeldungen zu geben, wer von denen sich zurzeit in häuslicher Quarantäne befindet, oder in häusliche Quarantäne gehen muss. „Das ist ganz wichtig, da es die Feuerwehren in Biebergemünd verschieden stark treffen kann und wir dann andere Ausrichtungen in der Ausrückeordnung vornehmen müssen und nötige Maßnahmen einleiten. Immerhin sind zurzeit acht von unseren 174 Feuerwehrleuten in häuslicher Quarantäne“, so Freund, der das Fazit zog, „ das Leben der Freiwilligen Feuerwehren in Biebergemünd ist zum Erliegen gekommen, aber die Einsatzbereitschaft ist nicht eingeschränkt.“ Noch sei die Sache verschmerzbar die Feuerwehren stünden jederzeit für Einsätze und Hilfeleistungen zur Verfügung. Die Feuerwehrführung reagiere jederzeit auf Veränderungen und man passe die Maßnahmen den jeweiligen Situationen an, so Freund, der auf drei aktuelle Coronafälle in Biebergemünd hinwies und noch einmal zu bedenken gab, dass alle die mit ihnen und weitern Personen im Umfeld in Kontakt kommen für 14 Tage in Quarantäne gehen und so für Feuerwehreinsätze nicht mehr zur Verfügung stehen.
„Ähnlich wie bei uns ist die Situation in Feuerwehren anderer Gemeinden, die mit ähnlichen Maßnahmen versuche die Einsatzbereitschaft auf jeden Fall aufrecht zu halten“, so Freund.

 

erschienen in der GNZ am 23.03.2020

 

Bild zur Meldung: Große Versammlungen gibt es derzeit für die Feuerwehr nicht