Nachwuchs-Brandbekämpfer aus Bieber und Roßbach hatten keine Langeweile beim Berufsfeuerwehrtag

24.10.2023

Wenn ein Einsatz den nächsten jagt

 

Einmal in die Rolle eines richtigen Berufsfeuerwehrmannes schlüpfen, das ist wohl der Traum vieler Jungen und Mädchen. Für die Mitglieder der Jugendfeuerwehren von Bieber und Roßbach geht dieser Traum alle zwei Jahre in Erfüllung. Dann wird nämlich der Feuerwehrstützpunkt in Bieber in eine richtige Feuerwache verwandelt, welche die Jugendlichen dann ordnungsgemäß besetzen.

 

Früh um 10 Uhr hieß es für 23 Mädchen und Jungen aus Bieber und fünf Jugendfeuerwehrmitglieder aus Roßbach Einrücken zum Dienstbeginn. Jugendwart Steffen Grob und der stellvertretende Wehrführer Ruben Schlindwein begrüßten die Berufsfeuerwehrleute in spe. Dann folgten die Einweisung in den Organisationsablauf und die Einteilung auf die Fahrzeuge. Gespannt warteten die Jugendlichen auf das kommende Szenario, denn die älteren Jugendfeuerwehrmitglieder wussten schon, dass da einiges an Aufgaben auf die Truppe zukommen würde.

 

Zuerst einmal musste aber das Bettenlager eingerichtet werden. Während es sich die Jungs im Unterrichtsraum gemütlich machten, schlugen die Mädels im Jugendraum ihre Zelte auf. Lange konnten sich die Jugendlichen damit nicht aufhalten. Der Alarmgong unterbrach das aufgeregte Geschnatter, und es wurde plötzlich mucksmäuschenstill im Feuerwehrstützpunk. „Achtung, Achtung, Einsatz für die Feuerwehren Bieber und Roßbach – ausgelöster Rauchwarnmelder“, tönte es aus den Lautsprechern. Rasch wurden die Fahrzeuge besetzt, und mit Blaulicht ging es Richtung alter Lokschuppen. Auf der Fahrt wurde die Lage kritischer, es hieß: „Rauchentwicklung sichtbar, Menschenleben in Gefahr!“ Nun dürfen die Jugendlichen bekanntlich noch keine Fahrzeuge lenken, auch wenn sie für 24 Stunden Berufsfeuerwehrleute sind. Zum Glück gibt’s aber auch noch die Großen aus der Einsatzabteilung, die dem Feuerwehrnachwuchs wieder tatkräftig als Fahrer oder Maschinist zur Seite standen. Am Einsatzort angekommen, quoll den Jugendlichen schon dicker Rauch entgegen. Die Nebelmaschine hatte ganze Arbeit geleistet. Rasch rüstete sich der Angriffstrupp mit Atemschutzgeräten aus – natürlich waren das Attrappen – und musste sich erst einmal Zugang ins Innere des Gebäudes verschaffen. Zum Glück war eines der Fenster gekippt, und so zeigten sich die Jugendfeuerwehrleute mit den entsprechenden Gerätschaften als erfolgreiche Einbrecher. Nach erfolgter Personensuche galt es erst einmal, die bewusstlose Person ins Freie zu bugsieren. Für die Jugendlichen kein Problem, schließlich hatten sie ja schon einige Erfahrung im Unterricht gesammelt, und nach erfolgter Rettung wurde die Übungspuppe natürlich ordnungsgemäß versorgt.

 

Jetzt konnten die Löscharbeiten beginnen, und bald hieß es Feuer aus. Mit dem Lüfter wurde dann der Rauch aus dem Gebäude geblasen, und in der nachfolgenden Manöverkritik gab es Lob für den gelungenen Einsatz. „Es hat alles gut geklappt, die Fensteröffnung gelang super, Gruppenführerin Mona Wessely hat die Lage gut eingeschätzt, und auch Martin Schäfer hat seine Staffel gut eingeteilt“, lobte Wehrführer Dirk Fischer.

 

Danach gab es Mittagessen für die hungrigen Brandbekämpfer. Die Mädchen und Jungen langten ordentlich zu, und bald waren die Tische leer gefegt.

 

Jugendwarte und Wehrführung hatten sich einiges einfallen lassen

 

Mit Fahrzeugkunde und Bereitschaftszeit harrte die Gruppe der Dinge, die da kommen würden. Nun gibt es in Bieber ja nicht alle Tage irgendwelche Einsätze. Man ist ja schließlich nicht in der Großstadt, und wenn, dann dürfen die Jugendlichen hier schon gar nicht zum Einsatz kommen, also wurde kräftig nachgeholfen. Die Jugendwarte und die Wehrführung hatten sich wieder so Einiges einfallen lassen, um ihre Jugendfeuerwehrleute auf Trab zu halten. 
Um 12 Uhr ging der nächste Alarm ein: „Brandmeldereinlauf bei der Firma Holz Sinsel“. Jetzt war die Truppe schon routinierter unterwegs. Das Gerangel um die besten Plätze löste die Fahrzeugeinteilung, und so wurden in aller Ruhe die Fahrzeuge besetzt, und ab ging es Richtung Roßbach. Denkste Brandmeldereinlauf, Fehlalarm! Kaum waren die Fahrzeuge wieder besetzt, tönte es aus dem Funk: „Ölspur am Schwimmbad!“ Au Backe, das klingt nach dringendem Handlungsbedarf. Es dauerte nicht lange, da kam die Fahrzeugkolonne auch schon angebraust. Zum Glück bestand die Ölspur nur aus Kakaopulver, das Feuerwehrmann Dietmar Rieth verteilt hatte. Mit Ölbindemittel und Besen ging es der imaginären Gefahrenquelle an den Kragen. Eine Ruhepause war auch dann nicht vergönnt. 14.20 Uhr „Wasser in Gebäude“, 14.30 Uhr „Baum auf Straße“, 15.30 Uhr „Pkw-Brand“. Es ging Schlag auf Schlag. Eine eingeklemmte Person unter einem Fahrzeug musste um 17 Uhr gerettet werden, und um 20 Uhr gab es zur Krönung ein richtiges Feuer im Sägewerk Prasch.

 

Am Abend wurde gegrillt, und mit Brettspielen, Tischfußball, Aufräumen und Fahrzeuge sauber machen ging es in die verdiente Nachtruhe. Die wurde noch einmal um 1.30 Uhr unterbrochen. Da wurden die müden Berufsfeuerwehrleute jäh zu einer Personensuche aus dem Schlaf gerissen. Am nächsten Morgen nach dem Appell musste um 8 Uhr noch eine brennende Mülltonne an einem Einkaufsmarkt gelöscht werden.

Nach dem gemeinsamen Frühstück hieß es dann, schnell nach Hause ins Bett und erst einmal ausschlafen. So ein Berufsfeuerwehrtag ist doch ganz schön anstrengend.

 

Am Ende bedankte sich Jugendwart Steffen Grob bei den Aktiven, ohne deren Mithilfe der Berufsfeuerwehrtag nicht zu bewältigen wäre, und bei dem Verpflegungsteam, das dafür sorgte, dass die ganze Truppe während der 24 Stunden nicht hungern musste.

 

erschienen in der GNZ am 24.10.2023

 

Bild zur Meldung: Baum auf Straße? - Kein Problem für den Nachwuchs